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Der Festungsring „Glacis“ in Ingolstadt

Die Schanz

Im Jahr 1828 wurde durch eine hochrangige Kommission aus bayerischen Offizieren vorgeschlagen, in Ingolstadt einen zentralen Waffenplatz und einen gesicherten Donauübergang zu errichten. Schon 1828 wurde mit dem Bau der Landesfestung begonnen. Leo von Klenze, der von Ludwig I. zum architektonischen Sachverständigen bestimmt wurde, überarbeitete Teile der Schanz.

Für die Bevölkerung der Stadt bedeutete die Errichtung der neuen Landesfestung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zeitweilig arbeiteten bis zu 7.000 Menschen an der Festung. Der Begriff der „Schanzer“ für die Bürger Ingolstadts etablierte sich.

Zwei verschiedene Verteidigungs- und Bauprinzipien fanden beim Festungsbau Verwendung: Zum einen das Zirkularsystem, das aus konkaven und konvexen Mauerlinien bestand, hinter denen mächtige runde Kanonentürme wie das Reduit Tilly angeordnet wurden. Zum anderen das polygonale Befestigungssystem, das sich aus einem Wall mit stumpfen Winkeln um die Stadt und mächtigen Bauwerken, sogenannten Kavalieren, zusammensetzte.

Das Zirkularsystem wurde im Süden verwirklicht, das wehrtechnisch weiterentwickelte polygonale System dagegen im Norden der Stadt.

Für die Bürger hatte der Bau der Festungsanlagen auch nachteilige Effekte. So war es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verboten, im Vorfeld der Festung zu bauen. Die Folge war eine bauliche Verdichtung und große Enge innerhalb der alten Stadtmauern. Erst ab 1890 wurde ein Bauen auch außerhalb der Hauptumwallung der Festung zugelassen.

Die Verteidigungstechnik bei der Errichtung der Landesfestung im 19. Jahrhundert erforderte eine Kombination verschiedener Bausteine. Gräben und Wälle, Geschützstellungen, Flächen zum Aufmarsch der Truppen und ein freies Schußfeld, das Glacis, umgaben die Altstadt Ingolstadts.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war es aufgrund der geänderten Waffentechnik notwendig, die Festungsanlagen zu verändern und zu verstärken. Zwei weitere Verteidigungsringe in 2 und 5 Kilometer Abstand von der Altstadt aus Forts und Vorwerken wurden angelegt.

Bis heute sind viele Bausteine der Landesfestung erhalten geblieben und prägen das Bild der Stadt. Daneben weisen Begriffe und Namen auf die Festungsgeschichte der Stadt hin wie: Grünanlage Künettegraben, Leo-von-Klenzepark, Fort Haslang-Park, Spielplatz Fort Peyerl oder Jugendzentrum Fronte 79. Auch Straßennamen wie „Auf der Schanz“ oder „Esplanade“ erinnern an die besondere Geschichte.

Das Glacis: Vom Schussfeld zum Bürgerpark

Das sogenannte „Glacis“ war ursprünglich als flaches, gut einsehbares Schussfeld im 1. Verteidigungsring um die Altstadt konzipiert. Am äußersten Rand verlief die Glacisstraße, die als Ringstraße bis heute erhalten ist.

Bis 1860 war das Glacis frei von Gehölzen. Zivilisten durften die Flächen nur zum Mähen der Wiesen betreten. Durch eine verbesserte Geschütztechnik mussten später die Festungsanlagen hinter dem Glacis getarnt werden. Deshalb wurden die Wiesenflächen nach militärischen Gesichtspunkten bepflanzt. Die Bäume und Sträucher sollten die Festung verbergen, Nutzholz für die Artillerie liefern und den Angreifer am Vordringen hindern.

Ab 1890 wurden bei der Bepflanzung vermehrt auch ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt. Ende des 19. Jahrhunderts übernimmt bereits die Stadt die Unterhaltung der Spazierwege. Die Glacisanlagen werden immer mehr zur Naherholung genutzt.

In Zusammenarbeit mit dem damaligen Verschönerungsverein Ingolstadt (heute Obst- und Gartenbauverein Ingolstadt Mitte) erhalten die Glacisanlagen zusätzliche Wege und Bänke. Der erste Teil der Glacisanlagen, der insgesamt parkartig umgestaltet wurde, war eine Fläche südlich der Donau. Nach einem Entwurf des Ingolstädter Architekten und Künstlers Wilhelm Donaubauer von 1905 entstand der heutige Luitpoldpark. Daneben unterlagen die Glacisanlagen auch frühzeitig dem Naturschutzgedanken.

Obwohl die Flächen im grünen Ring während der Weltkriege und in Notzeiten kurzzeitig als Nahrungs- und Heizquelle genutzt wurden, hat die Idee des Bürgerparks bis heute überlebt.

Eine Luftaufnahme von Ingolstadt um 1930 zeigt rund um die Altstadt einen breiten Grünring. Dieser bis heute fast vollständig erhaltene Ring geht auf die Glacisanlagen der Landesfestung zurück.

Das „Glacis“ heute

Mit dem Begriff „Glacis wird heute nicht mehr nur das ehemalige Schussfeld der Landesfestung bezeichnet, sondern alle Flächen im 6 km langen und 120 ha großen „Grünen Ring“ um die Altstadt. Trotz einiger Eingriffe in den Bestand und damit verbundenen Flächenverlusten besitzt das Glacis noch immer eine Reihe wichtiger Funktionen:
  • Der grüne Ring prägt das Bild der Stadt und erinnert an ihre besondere Geschichte.
  • Viele Bereiche sind ein wertvoller Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen.
  • Gehölz-, Wasser- und Wiesenflächen bilden die Grüne Lunge der Stadt.
  • Die alten Festungsgebäude, die heute Museen, Schulen und Ämter beherbergen, viele Kunstwerke, Spiel- und Bolzplätze und das dichte Wegenetz machen das Glacis zum Schwerpunktbereich für die innerstädtische Naherholung.

Durch diese Vielfalt an Nutzungen und Aufgaben sind aber auch Konflikte nicht zu vermeiden. Daher hat das Gartenamt der Stadt Ingolstadt in Zusammenarbeit mit Historikern, Denkmalpflegern, Landschaftsarchitekten Stadtplanern und Naturschützern ein sogenanntes Parkpflegewerk und Entwicklungskonzept zum Festungsring Glacis erarbeitet. Ziel ist es, die verschiedenen Ansprüche an den Grünring zu koordinieren und seine Qualitäten im Hinblick auf die Naherholung, den Naturschutz und den Denkmalschutz zu erhalten und zu optimieren. Im Oktober 2001 beschloss der Stadtrat die grundsätzliche Umsetzung des „Parkpflegewerks Glacis“.

Die fast vollständig erhaltenen Glacisanlagen sind in Kombination mit den zahlreich erhaltenen Festungsbauten ein deutschlandweit bemerkenswertes Gesamtensemble. Als „Freilichtmuseum“ leistet es einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivität und Identität Ingolstadts.

Eine weiterführende Broschüre zum „Parkpflegewerk Glacis“ erhalten Sie beim Gartenamt Ingolstadt oder Sie können diese hier herunterladen:

Broschüre "Parkpflegewerk Glacis"

Kontakt:

Tel.: 0841 305-1931
Fax: 0841 305-1933
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Die verschiedenen Parkabschnitte im „Glacis“

Im Glacis wechseln sich gärtnerisch intensiv gepflegte Bereiche mit natürlichen Grünstrukturen ab. Insbesondere vier Bereiche im „Grünen Ring“ haben eine besondere Bedeutung für die altstadtnahe Erholung der Bürgerinnen und Bürger.

Spielplätze im „Glacis“

Im Glacis befinden sich zahlreiche Spielmöglichkeiten für alle Altersgruppen: 
 im Klenzepark ein Kleinkinderspielplatz du ein Kinder- und Jugendspielplatz „Am Regenbogen“, im Luitpoldpark ein Bolzplatz und ein Kleinkinderspielplatz, sowie ein Rodelhügel beim Künettegraben ein Kinderspielplatz im Glacis zwischen Von-der-Tann-Str. und Harderstraße ein Kleinkinder und ein Kinder- und Jugendspielbereich, mehrere Bolzplätze sowie ein Rodelhügel.