Robert Mach: "The Soldier’s Leap"
"The Soldier’s Leap” (Collage)
Beschreibung:
Der Künstler über sein Werk:
„Als ich gebeten wurde, etwas für das Projekt „ApART Together“ vorzubereiten, kam mir schnell eine Idee. Ich hatte schon ein paar Collagen aus bekannten Fotografien zum Thema Konflikt erstellt und das berühmte Bild des Soldaten, der über den Stacheldraht von einer Seite Berlins zur anderen springt, schien mir eine geeignete Ergänzung dieser Serie. Es war ein Bild, das mir immer im Kopf geblieben ist und das die Komplexität der Beziehung zwischen zwei Orten perfekt zusammenzufassen scheint. Aus Verpackungsfolie von Süßwaren und Lebensmitteln stelle ich Skulpturen und Collagen her. Für dieses Projekt habe ich Verpackungen von Lindor-Ostereiern verwendet (nachdem ich die meisten Schokoeier selbst gegessen habe), die in Deutschland ebenso bekannt sein dürften wie hier.
Die Arbeit war knifflig und zeitaufwändig. Folie eignet sich hervorragend, um sie um Gegenstände zu wickeln, weil sie stark, biegsam und leicht formbar ist. Die Folie für ein 2D-Bild zurechtzuschneiden, ist hingegen sehr schwierig. Das Material verheddert sich, es reißt, es bleibt nicht flach oder gerade und klebt nur schwer. Verpackungen von Süßigkeiten sind meist sehr bunt, glänzend und leuchtend. Für fröhliche Arbeiten eignen sie sich daher sehr gut, wenn man jedoch tiefgründigere Reaktionen erzielen möchte, wird es schwieriger. Das war einer der Gründe für meine Serie zu Fotografien über Konflikte. Ich wollte herausfinden, welchen Effekt die Verpackungen auf Bildern mit ernsterem Inhalt hervorrufen würden.
Das Bild des springenden Soldaten zeigt, wie gravierend die Spaltung von Trennung und Zusammengehörigkeit sein kann. Gleichzeitig verbinde ich damit eine persönliche Bedeutung, die auf meine Kindheit zurückgeht. Mein Vater wurde 1924 in Cieszyn geboren, einer Stadt, die heute halb in Polen, halb in Tschechien liegt und durch einen schmalen Fluss getrennt wird. In den 1930er Jahren lebten dort verschiedene Bevölkerungsgruppen, Polen, Deutsche, Tschechen und eine große jüdische Gemeinde. Sie haben dort zwar gemeinsam gewohnt, waren jedoch voneinander getrennt. Als Folge dieser zerrissenen Welt kam mein Vater über ein sibirisches Arbeitslager und den Mittleren Osten als Soldat nach Schottland. Als der Krieg für ihn zu Ende war, war Polen hinter dem Eisernen Vorhang.
Das erste Mal reiste ich im Jahr 1966 als Dreijähriger nach Polen. Vom Bahnhof in Kirkcaldy aus sind wir zwei Tage lang mit dem Zug durch Europa gereist. Seitenweise füllten sich unsere Pässe mit Stempeln. Während der Reise hielt der Zug eines Nachts stundenlang in Osterberlin und mein Bruder und ich spielten auf dem Bahnsteig. Osterberlin wirkte so viel dunkler als Westberlin. Da wir aber noch so jung waren, war diese Reise und auch die darauffolgenden für uns einfach nur ein aufregendes, spaßiges Abenteuer.
In Polen wohnten wir bei einer Familie, die in einer Fabrik in der Stadt arbeitete, gleichzeitig aber auch ein Stück Land besaß und deswegen immer viel frisches und gutes Essen hatte. Die Sommer auf dem Kontinent waren sehr lang, heiß und idyllisch und nicht so unbeständig wie zuhause. Ich habe mit Freunden, deren polnische Väter ebenfalls nach Schottland kamen, gesprochen und mir wurde im Zuge dessen erst bewusst, wie gut es mir ergangen ist. Sie haben mir viel über ihre verlorenen Wurzeln und ihre Suche nach Verwandten erzählt, während meine Familie in Polen mir so nahe stand wie meine Familie in Schottland. Wir waren zwar durch die Distanz, die Grenzen und die Politik des Kalten Kriegs getrennt, aber dennoch waren wir zusammen.
Der Soldat, der über die noch nicht errichtete Berliner „Mauer“ springt, ist wie ein Sprung in Richtung Hoffnung. Er erinnert mich an den „Sprung“, den mein Vater machte, als er Polen verließ und den „Sprung“, als er uns dorthin mitnahm. Diese anfänglichen Reisen, die wir zu einer Zeit machten, als es schwierig war, Auslandsbesuche zu machen, zeigten uns verschiedene Welten und Kulturen und haben in mir den Wunsch geweckt, zurück an diese Orte zu reisen, gleichzeitig aber auch neue zu entdecken. Ich liebe es, in eine andere Kultur einzutauchen und zu erkennen, dass alle Menschen auf der Welt gleich sind. Kunst ist ein Medium, das kulturübergreifend geteilt wird, das jeden einlädt und das gesehen werden will. Wir sollten mehr Zeit gemeinsam verbringen, statt uns immer weiter voneinander zu entfernen."
Künstler:
Robert Mach
E-Mail: robertfejmach@gmail.com
Biographie:
Robert Mach über seinen Werdegang:
"In den 1980er Jahren schloss ich zunächst mein Philosophie-Studium an der Universität Edinburgh ab, dann ein weiterführendes Studium in Systemanalyse. Ich arbeitete bei einer Versicherungsgesellschaft, im Management eines Gartencenters und war anschließend 20 Jahre für die Erziehung meiner zwei Töchter zuhause. Während meiner Berufs- und Erziehungszeit stellte ich Kunstwerke für mich selbst und für meinen Bruder her. In den letzten Jahren habe ich mich immer mehr auf meine Arbeit fokussiert und diese im ganzen Vereinigten Königreich und auch international ausgestellt. Was meine persönliche künstlerische Entwicklung angeht, hat Kirkcaldy einen besonderen Platz in meinem Herzen. In der Kirkcaldy Art Gallery habe ich meine Werke zum ersten Mal ausgestellt und verkauft und damit einen Preis gewonnen. Die Erfahrungen dort haben mein Selbstvertrauen gestärkt."