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Ein Bild von Peter Steuart
von Gerd Treffer

Historische Blätter Ingolstadt - Jahrgang 14 - Ausgabe Nr. 148 vom 01.07.2024
Ein Nachtrag zur Biographie „Peter Steuart: brillant in Wort und Tat“, Historische Blätter vom 15. März 2024, Nr. 136 und „Die Steuart-Epitaphe“, Historische Blätter vom 1. April 2024, Nr. 138

I

Es mag erstaunen: von Peter Steuart, einem eminenten Theologen, mehrfachen Dekan der theologischen Fakultät, vielfachen Rektor der Bayerischen Landesuniversität Ingolstadt, Pfarrer von St Moritz, Begründer einer Wohltätigkeitsstiftung, die bis heute besteht und als Waisenhausstiftung Träger des Peter Steuart-Hauses ist, gibt es in ganz Ingolstadt kein einziges Abbild. Der Mann, der sich als Wissenschaftler, als Seelsorger, als Kümmerer um elternlos gewordene Kinder, als Kunstmäzen große Verdienste erworben hat, ist in Ingolstadt „gesichtslos“ geblieben. Es gibt Epitaphien, und geblieben sind Gedenksteine, aber kein „Bild“.

II

Sicher: Es gibt im Bestand des Stadtarchivs Ingolstadt die Reproduktion eines Freskos, das mutmaßlich Peter Steuart darstellt. Da aber die Provenienz der ursprünglichen Darstellung unbekannt ist, ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich. Nach der künstlerischen Note und der verwendeten Technik besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Bild um eine der Fresken handelt, die im ehemaligen Pfarrhaus von St Moritz ( das später als eines von vier alten Häusern zusammengefasst und im Bau des (heute:) Alten Rathauses integriert wurde) angebracht wurden, um dort die ehemaligen Pfarrherrn in Form einer Ehren- oder Ahnengalerie zu verewigen. Eine Anzahl dieser Portraits hat sich erhalten. Andere sind Umbauten zum Opfer gefallen. Im heutigen Bestand hat sich die hier in Frage stehende Abbildung jedenfalls nicht erhalten.

Von Seiten der Verwaltung bestanden daher Vorbehalte, das obige mutmaßliche Steuart - Bild abzudrucken. Seitens der historischen Wissenschaft besteht aber durchaus Interesse, die Herkunft zu klären und ggf. den abgebildeten Kleriker einwandfrei zu identifizieren. Soweit dabei urheberrechtliche Belange tangiert werden, bitte der Autor und bitten die Herausgeber der Historischen Blätter um Mitteilung.

III

Unabhängig davon haben Nachforschungen im belgischen Lüttich (Liège) zu einem zeitgenössisch entstandenen Abbild von Peter Steuart geführt.
Nach seiner glänzenden Karriere in Ingolstadt kehrte Steuart ( wie in den oben angegebenen Aufsätzen der Historischen Blätter beschrieben) in seine Geburtsstadt Lüttich zurück – eine Heimkehr, die er bereits parallel zu seiner Ingolstädter Amtszeit betrieb und vorbereitete).Er wurde dort als eine bedeutende Persönlichkeit im wittelsbachischen Bayern und dem Fürstbischof von Köln, einem Wittelsbacher, dienend und wohlbekannt, zum Generalvikar der Diözese Lüttich .
Und Steuart stiftete dort eine Kirche mit dem Namen Sankt Walburga, der später ein eigenes Frauenkloster der Schwestern vom Heiligen Grab angebaut und angeschlossen wurde. Über diese „Spätwerke“ Steuarts – die gleichsam Schwester-Institutionen des Ingolstädter Peter Steuart-Hauses sind – wird in einer der folgenden Ausgaben der Historischen Blätter noch detailliert berichtet werden.

Jedenfalls wird am 3. März 1613 auf Initiative und zu Kosten des Peter Steuart der Grundstein für die Kirche Sankt Walburga in Lüttich gelegt. Noch im selben Jahr steht der Rohbau, und am 7. September 1614 wird die Kirche vom Stifter, von Peter Steuart in Person, geweiht.

Steuart stirbt 1624. Er wird vor dem Hochaltar „seiner Kirche“ bestattet.
Eine Grabplatte aus schwarzem Marmor zeigt ihn dort in Vollgestalt, im Priesterornat.

Eine Umschrift der Marmorplatte lautet:
„Grabmal des Peter Steuart, Doktor der Heiligen Theologie, Professor und Rektor der Universität Ingolstadt, Chorherr und Generalvikar der Diözese Lüttich, Stifter dieser Pfarrkirche, der, nachdem er zahlreihe Aufträge erfüllt hat, am 27. April 1624 im Alter von 77 Jahren im Herrn entschlafen ist“.

Bei der Sanierung dieser Kirche 1877 wurde die Grabplatte erhalten und im nördlichen Querschiff eingemauert.

Ohne Steuarts Lebensleistung schmälern zu wollen, deutet vieles darauf hin, dass er durchaus bemüht war, dafür zu sorgen, dass seine Leistungen der Nachwelt bekannt gemacht und von ihr gewürdigt würden. Sein großes Epitaph in der Ingolstädter Moritzkirche hatte er selbst bei einem Bildhauer in Auftrag gegeben und den Text, der seine Leben beschreibt, selbst verfasst – und nur die Stelle freigelassen, in die nach seinem Tode dessen Datum nachzumeisseln wäre – mit dem Hinweis übrigens, dass er zu Lüttich verstorben sei.
In Sachen „Nachruhm“ scheint Steuart sehr genau gewesen zu sein. So steht zu vermuten, dass er für sein Grab und die seine letzte Ruhestätte bedeckende Grabplatte einen Steinmetzen verpflichtete, der ihn naturgetreu abzulichten im Stande war (und ihm vielleicht sogar das Werk vorzuzeigen hatte).

IV

Dem Autor scheint eine historisch-visuell-virtuelle Darstellung auf der Grundlage der beiden bekannten Steuart-Bilder mit den Methoden der modernen Darstellungstechniken möglich, und sie ergibt folgendes Bild Peter Steuarts:


Es gibt Peter Steuart, einem großen Ingolstädter und Lütticher, ein Gesicht.