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Bonaventura Leonardelli -„denn alle achteten den verdienten Greis aufs höchste“.
Zum 350. Geburtstag.
von Gerd Treffer

Historische Blätter Ingolstadt - Jahrgang 14 - Ausgabe Nr. 146 vom 01.07.2024

Bonaventura Leonardelli wurde am 20. April 1673 in Pinetanus geboren. Nun lässt sich ein Ort dieses Namens nicht eindeutig feststellen; man wird sich damit begnügen müssen, dass er „in der Nähe von Trient“ zur Welt kam (,so Johannes Bucej und Winfried Müller im Biographischen Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München).

1696 beginnt er das Studium der Philosophie in Ingolstadt. Erst zwei Jahre später tritt er der Gesellschaft Jesu bei. Nach Abschluss der Philosophie wird er am Augsburger Lyceum St. Salvator als Lehrer eingesetzt, wie es der ordensüblichen Praxis entspricht. Er studiert dann in Ingolstadt Theologie und wird 1707 (in Eichstätt) zum Priester geweiht. In den dem Studium folgenden sechs Jahren nach 1710 hält er zweimal den dreijährigen philosophischen Kurs – 1710 bis 1713 an der Universität Dillingen, 1713 bis 1716 in der philosophischen Fakultät Ingolstadt. Nur wenige Tage unterrichtet er im Oktober 1716 Polemik in Eichstätt und geht dann als Professor für Moraltheologie nach Amberg. 1716 kehrt er nach Dillingen zurück, liest dort bis 1725 scholastische Theologie und 1724/1725 zusätzlich Kontroverstheologie, anschließend bis 1729 Moraltheologie. Zudem soll er – zu unbekannter Zeit – auch in Trient gelehrt haben.

Auch als Schriftsteller war er tätig: „Mehrere Schriften philosophischen und theologischen Inhalts, die sehr gerühmt wurden, hatte man ihm zu verdanken“ (Heinrich Thoelen; Menologium. Oder: Lebensbilder aus der Geschichte der deutschen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu; Roermond, 1901). Seine überlieferten Werke stammen aus der späteren Zeit. Die „Confessio et Communio examini theologica subjectae“ erscheint 1726 in Trient, was einen dortigen Aufenthalt in dieser Zeit nahelegt. (Die zweite Auflage erscheint 1730 in Augsburg). „Religiosus per geminam sacram recollectionem triduanam interius exteriusque reformatus“ erscheint 1745 in Augsburg und erlebt in deutscher Fassung mehrere posthume Ausgaben, in Augsburg-Innsbruck 1771, in Freising 1848, in Passau 1849.

Während der letzten 25 Jahre seines Lebens wirkt er als Studienpräfekt und Spiritual im Augsburger Kolleg. Solange es seine Kräfte gestatteten ( so das Menologium) übte er zudem die Seelsorge für die in Augsburg lebenden Italiener aus. Er starb am 3. November 1757 in Augsburg „ohne besondere Krankheit an Altersschwäche“.
Thoelen schreibt: „Ein herrliches Tugendbeispiel hinterließ zu Augsburg ein heiligenmaessiger Greis, P.Bonaventura Leonardelli, der daselbst im Jahre 1757 am 3. November sanft in die Ewigkeit hinüberging, genau zu der Stunde, zu welcher seine Mitbrüder das Hl. Opfer für die im Orden Verstorbenen darbrachten“. Er war ein Mann, so heißt es in den Jahresberichten des Augsburger Kollegs, von „altem Geradsinn, unberührt von jedem Arg, aufs Äußerste gewissenhaft, ein überaus eifriger Verehrer der allerseligsten Jungfrau…Gegen jedermann war er liebevoll, nur gegen sich hart, ferner geduldig und demütig, und bei aller Gelehrsamkeit hielt er nichts auf sich. Öfters am Tage sah man ihn, den Rosenkranz in der Hand, von seinem Zimmer zum Chor in der Kirche mehr sich fortschleppen als gehen, um das Allerheiligste anzubeten oder eine zweite und dritte Messe zu hören, der er noch als Greis von über achtzig Jahren stets nur auf den Knien beiwohnte.
Kam er dann zurück, geschah es nur selten, dass er nicht irgendeine Verwundung davontrug, denn da das Augenlicht nur mehr schwach und der Schritt sehr schwankend war, stieß er meist irgendwo an oder fiel zu Boden. Aber weit entfernt, deshalb seine Besuche zu unterlassen, glaubte er, dies nur seiner Ungeschicklichkeit zuschreiben zu sollen und legte sich sogar noch eine Busse dafür auf…Kam jemand zu ihm, so hatte er stets ein freundliches liebevolles Wort für ihn; und wurden auch manche seiner Ausdrücke mitunter von anderen in unschuldigem Scherz wiederholt, so verfehlten sie doch selten ihre fromme Wirkung; denn alle achteten den verdienten Greis aufs höchste“.