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Mehr Kinder - aber warum?

Deutsche Frauen in Ingolstadt bekommen mehr Nachwuchs als früher

Die Geburtenzahlen in Ingolstadt steigen. Im vergangenen Jahr wurden 1.600 Kinder von Ingolstädter Eltern geboren. Das ist der höchste Wert seit der Nachkriegszeit. Doch woher kommt dieser Babyboom? Klar, Ingolstadt ist als Arbeits- und Wohnort sehr beliebt, mehr Zuzüge von (jungen) Menschen bedeuten auch mehr Kinder. Doch auch wenn das sicherlich ein bedeutender Faktor ist, allein der Anstieg der Bevölkerung ist nicht ausschlaggebend für die Geburtenzunahme. Das haben die Fachleute der Ingolstädter Statistik und Stadtforschung nun herausgefunden.
Demografische Dekomposition nennt sich das Verfahren, das die Statistiker angewandt haben, um der Frage des Geburtenwachstums nachzugehen. Neben dem Bevölkerungswachstum deuten die Statistiker ihre Zahlen auch so, dass es weitere Faktoren gibt, die für die Geburtenzunahme ausschlaggebend sind. Darunter Effekte durch den Ausbau der Kinderbetreuung (Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird leichter), die Einführung des Elterngeldes sowie die gesellschaftliche Akzeptanz und eine höhere finanzielle Absicherung durch sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze.
Um die Entwicklung der Geburtszahlen in Ingolstadt nachzuvollziehen, sahen sich die Statistiker die Jahre von 1950 bis 2018 an. Relativ starke Geburtenjahrgänge gab es in Deutschland vor den beiden Weltkriegen, in den 60erJahren, um die 90er Jahre und ab 2013. Eine Erkenntnis: Die Tochtergeneration eines solchen „Baby-Boom-Jahrgangs“ bekommt mehr Kinder als die Tochtergeneration eines geburtenschwachen Jahrgangs.
Der Anstieg der Geburten ist nicht automatisch auf mehr Frauen zurückzuführen. Während die Zahl der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren in Ingolstadt in den vergangenen 20 Jahren um gut elf Prozent anstieg, ist die Zahl der Geburten im selben Zeitraum um knapp 28 Prozent gestiegen. Betrachtet man nur die letzten zehn Jahre, ist die Zahl der Frauen in dieser Altersgruppe um knapp vier Prozent gestiegen, die Geburten nahmen aber um gut 33 Prozent zu. Insbesondere bei den deutschen Frauen hat sich das Geburtenverhalten in den letzten 20 Jahren verändert. Speziell die Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren hat einen positiven Effekt auf die Geburtenzahlen der deutschen Frauen. Diese Altersgruppe hat im Vergleich den größten Anstieg der Geburtenraten. Das ist auf ein verändertes Geburtenverhalten zurückzuführen, denn die deutsche weibliche Bevölkerung in dieser Altersgruppe ist in den letzten 20 Jahren gesunken.
Ein anderes Bild ergibt sich bei ausländischen Müttern: Die Zahl der Geburten der ausländischen Frauen ist in den letzten 20 Jahren um 12 Kinder pro 1.000 Frauen gesunken. Die Anzahl der ausländischen Frauen ist in diesem Zeitraum zwar um 76 Prozent gewachsen, deren Geburten aber nur um 48 Prozent. Das Fazit der Statistiker: „Mit dem Ende der momentan andauernden demografischen Welle wird auch die Zahl der Frauen sehr wahrscheinlich zurückgehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass sich die Anzahl der Geburten nicht allein durch die Zahl der Frauen erklären lässt.