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Die Mischung macht's

Forstamt setzt im Neuhau auf verschiedene Baumarten

Deutschlands Waldbesitzer und Förster sind alarmiert. Nach dem heißen und trockenen Sommer 2018 gab es auch in diesem Jahr schon extreme Hitzephasen und viel zu wenig Niederschlag. In den dazwischenliegenden Monaten hat es ebenfalls nicht genug geregnet. Mittlerweile leiden viele Bäume unter Hitze, Dürre und Schädlingen wie dem Borkenkäfer.
Bereits in den 1980er Jahren war das Waldsterben ein großes Thema. Damals war es der „Saure Regen“, vor allem Schwefeldioxid und Stickoxide, der für den Tod der Bäume verantwortlich gemacht wurde. Heute ist es der Klimawandel, der dem Wald zu schaffen macht.
Was aber können Forstleute tun, um dem Wald zu helfen? In Ingolstadt setzt man vor allem auf eine gute Durchmischung mit verschiedenen Baumarten. Im sogenannten „Neuhau“, einem rund 1200 Hektar großen Waldgebiet bei Stammham – knapp 700 Hektar davon gehören der Stadt Ingolstadt – wird der Baumbestand schon seit vielen Jahren umgebaut.
„Noch 1951 bestand der Neuhau zu 98 Prozent aus Fichten und zwei Prozent Buchen“, führt der städtische Forstamtsleiter Hubert Krenzler aus. „Man hat aber schon damals bemerkt, dass es in solchen Reinbeständen zu großen Problemen mit Stürmen, Schneebruch oder Borkenkäfern kommt.“
1958 schlug ein Orkan große Schneisen in den Neuhau. Rund 40.000 Festmeter Holz waren die Bilanz des Windwurfs. „Bei der Wiederaufforstung wurden kleinere Gruppen von Bergahorn zwischen die Fichten gepflanzt“, erzählt Krenzler.
Seit den 1980er Jahren wurde der Neuhau nach und nach zu einem Mischwald, auch wenn die Fichte immer noch dominiert. „Die Fichte ist unser Brotbaum, sie ist wirtschaftlich am interessantesten und an geeigneten Standorten ist gegen sie auch nichts einzuwenden.“
Hauptziel des städtischen Forstamtes sei es inzwischen, die Natur selber arbeiten zu lassen. Pflanzen, die sich natürlich verjüngen, seien einfach besser verwurzelt.
Rund 250 Hektar im städtischen Neuhau haben sich in den vergangen Jahren natürlich verjüngt, mehr als die Hälfte davon – knapp 140 Hektar – machen Fichten aus. Auf fast hundert Hektar Fläche wächst der Bergahorn und 15 Hektar sind Buchen. Auch Weichhölzer wie Birken, Weiden oder die Zitterpappel können sich gut selbst verjüngen.
Aber natürlich werden permanent junge Bäume nachgepflanzt, um eine gute Durchmischung zu garantieren und verschiedenen Arten eine Chance zu geben. Rund 185.000 Jungbäume wurden in den vergangenen 18 Jahren gesetzt, die Hälfte davon Buchen, die natürliche Hauptbaumart unserer Region. Dazu kamen etwa 56.000 Trauben- und Stieleichen sowie, verstreut in verschiedenen kleinen Ecken, 11.000 Weißtannen.
„Wir experimentieren aber auch mit seltenen Baumarten“, erklärt Förster Krenzler. An einem der höchstgelegenen und trockensten Standorte im Neuhau haben seine Waldarbeiter eine Fläche von rund tausend Quadratmetern eingezäunt, in der mittlerweile Eichen, Vogelkirschen, Elsbeeren, Vogelbeeren, Fichten, Weißtannen und viele verschiedene Sträucher wachsen.
Gerade die Elsbeere sei ein sehr interessanter Baum, da sie Trockenheit sehr gut vertrage. Krenzler deutet auf ein großes Exemplar am Wegrand: „Diesen Baum haben wir erstmals von einer Baumschule beernten lassen. Dabei wurden rund neunzig Kilo Elsbeeren eingesammelt, die nun speziell aufbereitet werden. In etwa zwei Jahren bekommen wir dann die kleinen Bäumchen und können sie im Neuhau anpflanzen.“
Die Elsbeere sei einer der seltensten Bäume überhaupt, zu Spitzenzeiten seien auf Holzauktionen bis zu 14.000 Euro für den Festmeter bezahlt worden.
Die Schäden durch den Borkenkäfer hielten sich laut Krenzler im Neuhau noch in Grenzen. „Unsere Mitarbeiter schlagen befallene Bäume schnellstmöglich heraus und lassen sie abtransportieren, damit sich der Käfer gar nicht weiter ausbreitet.“ Aber auch im Neuhau stellen sie fest, dass die Borkenkäfer mehr werden.
Und noch eine Veränderung hat Hubert Krenzler bemerkt: Die Bäume fruktifizieren öfter, das heißt sie bilden häufiger und mehr Früchte aus. „Früher sprach man etwa alle sieben Jahre von einer sogenannten Eichenmast. Heuer kommt das alle zwei bis drei Jahre vor.“ Es sei aber noch zu früh, um definitiv zu sagen, ob es sich dabei um Folgen des Klimawandels handele.